Samstag, 26. Januar 2013

Wanderung zum Rosenberg in der Böhmischen Schweiz

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Ein schöner Herbsttag lädt zu einer Wanderung in die Böhmische Schweiz ein. Die Böhmische Schweiz ist der östliche Ausläufer des Elbsandsteingebirges auf tschechischem Territorium. Die Region ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Wir finden uns in einer waldreichen malerischen Landschaft, die liebliche aber auch wildromantische Züge trägt. Kamnitz-, Kreibitz- und Kirnitschbach haben sich durch das Sandsteinmassiv ihren Weg gebahnt und tiefe Canons hinterlassen, die von bizarren Felswänden gesäumt sind. In den kühlen Gründen überziehen Moose und Flechten das Gestein und sorgen mit ihrem grün-gelben Flor für eine gedämpfte Stimmung. Die am Morgen oder nach Gewittern aus den Schluchten aufsteigenden Nebel verwandeln die Felsen zuweilen in eine magische Szene. Bis in das Frühjahr hinein halten sich an den Felswänden und Überhängen kristallene Eispanzer, welche die Farben der Auswaschungen aus dem Gestein annehmen können. Auch an warmen Tagen herrschen dann Temperaturen wie in einem Kühlschrank. Dort, wo als Ergebnis vulkanischer Tätigkeit das Sandsteinrelief durchbrochen wurde, erheben sich Kegelberge, die das Landschaftsbild maßgeblich prägen, z.B. Wolfsberg (Vlčí hora), Huttenberg (Strážiště) oder Rosenberg (Růžovský vrch). Der Rosenberg ist die markanteste Erhebung und Ziel unserer heutigen Wanderung. Vom bewaldeten Gipfel des Berges ist keine Aussicht möglich, trotzdem fühlt man sich von diesem Berg magisch angezogen.

Vom Parkplatz an der Tourismus-Information in Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) steigen wir zunächst in entgegengesetzter Richtung in das Massiv des Huttenberg ein. Gleich zu Beginn der Wanderung weist linkerhand ein Schild auf eine Aussichtsplattform oberhalb des Kriegsloches hin. Den kurzen Abstecher sollte man nicht auslassen, weil sich von hier ein schöner Blick auf die Ortslage von Windisch Kamnitz und den Rosenberg auftut. Zurück auf dem markierten Wanderweg geht es weiter hinauf Richtung Huttenberg. Der Weg, der früher auf den Gipfel führte, ist leider nicht mehr vorhanden. Bald führt der Wanderweg hinab nach Johnsbach (Janská). Wir halten uns aber immer an die Lehne des Huttenberg, den wir weglos umlaufen. Dieser Wegabschnitt ist sehr attraktiv, weil sich von der östlichen Flanke des Berges ein unvergesslicher Blick auf die Ausläufer des Lausitzer Gebirges mit dem Kaltenbergmassiv darbietet. Mit etwas Glück trifft man auf eine friedliche Herde Gemsen. Auch der Rückweg nach Kamnitz durch das Schweinsgründel zwischen Hutten- und Tonnelsberg (Borovina) ist reizvoll. Hier beeindrucken am Ende des Tales die von Felsen umstandenen Wiesen und der plötzlich vor uns auftauchende mächtige Rosenberg. Die Bunker der ehemaligen tschechischen Verteidigungslinie von 1938 geben eine skurile Szene. Während des Aufstieges zum Rosenberg ist nur an wenigen Stellen der Blick kurz frei zu der Dittersbacher Felslandschaft bzw. zum Zirkel- und Lilienstein in der Sächsischen Schweiz. Die Anwesenheit auf dem Gipfel des Rosenberges, den ein Holzkreuz und ein Basaltaufschluss ziert, hat ausschließlich Erinnerungswert, denn die ehemalige Baude auf dem Rosenberg ist 1931 abgebrannt und nur die Fundamente erinnern noch an frühere Tage. Im Jahre 1880 wurde auf dem Rosenberg ein hölzener Turm errichtet sowie die Gastwirtschaft, die später den Ansprüchen entsprechend noch erweitert wurde. Kaum vorstellbar, denn gemessen an dem heutigen Besucherstrom scheint der Rosenberg seine touristische Attraktivität verloren zu haben. Völlig zu Unrecht. Ich zumindest teile die Ansicht Theodor Körners, der niederschrieb : 'Es ist in seiner Form und seinem Colorit so was Herzliches, Treues, Blühendes, dass ich mich ungern von ihm trennte.' Obwohl sich vom Gipfel keine Fernsicht bietet, wird man nach dem steilen Abstieg nach Windisch Kamnitz noch einmal mit einem herrlichen Blick zu Huttenberg und Kaltenberg belohnt.

Als Variante sei noch der Abstieg zur Grundmühle empfohlen (blau in der Karte gekennzeichnet). Der Weg verlängert sich dann um ca. 2 km.

Am Rosenberg zerschellte am 26. Januar 1972 ein jugoslawisches Passagierflugzeug des Typs DC 9. Dabei verloren 27 Menschen ihr Leben. Allein die Stewardess Vesna Vulovic überlebte den Absturz aus 10.000 m Höhe, weil sie sich im Heckteil das Flugzeuges befand und ihr Sturz auf einem Steilhang endete und abgefedert wurde. Auslöser war ein Bombenattentat kroatischer Ustascha-Extremisten. Ich kann mich noch gut an die Pressemeldungen erinnern, die ich als Jugendlicher verfolgt habe. 40 Jahre später stellen sich jedoch Fragen zu diesem Geschehen. Mutmaßlich wurde demnach das in Not befindliche Flugzeug in geringer Höhe durch tschechische Abfangjäger abgeschossen, weil es sich über einem militärisch sensiblen Korridor befand und sich zum fraglichen Zeitpunkt politische Repräsentanten im Luftraum befördert wurden. Fraglich ist auch, ob ein Mensch einen Absturz aus 10.000 m Höhe im freien Fall überleben kann. Außerdem gibt es Augenzeugen, die das Flugzeug kurz vor dem Aufprall in geringer Höhe gesehen haben wollen und Luftfahrtexperten halten es für unwahrscheinlich, dass sich die Trümmer der Maschine bei einer Explosion in der beschrieben Höhe nur auf einen kleinen Korridor von 900 m verteilen. Die Unterlagen zu diesem Ereignis sind verschwunden oder befinden sich unter Verschluss. Man darf gespannt sein, ob es noch zu einer finalen Aufklärung des Vorganges kommt und damit die Frage nach der Verantwortung für dieses Unglück gestellt wird.




Blick vom Kriegsloch zum Rosenberg


Aufstieg zum Huttenberg



Weg nach Johnsbach


Blick zum Kaltenbergmassiv


Gemsen am Huttenberg


Blick zum Kaltenberg


Zwischen Huttenberg und Kaltenberg


Im Schweinsgründel



Weg nach Windisch Kamnitz




Bunker bei Windisch Kamnitz




Auf dem Gipfel des Rosenberg



Abstieg vom Rosenberg, Blick zum Kaltenberg und Ottenberg (Větrny vrch)



Der Huttenberg


Kirche von Windisch Kamnitz


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